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Willkommen in der Welt der Schachfreunde

Der aktuelle Schach-Weltmeister Magnus Carlsen gab sich die Ehre, trat beim Spiegel zum Uhrensimultan an. Recht früh hatten Anke und Björn Karten, fragten auch mich, ob ich mitkommen wolle. Ja klar! So was lässt man sich nicht entgehen, wenn schon mal die Chance da ist. Und so fuhren wir mit zwei Autos und neun Schachbegeisterten nach Hamburg.

 


Allerlei Prominenz zu sehen... ChessBase-Redakteure, IM Lawrence Trent, die Ikone Daniel King, diverse Schachfunktionäre, Sponsoren... Früh war auch der Manager Magnus Carlsen, sein Vater Henrik Albert Carlsen im Rampenlicht. Unsere Truppe fiel schnell auf, ein kurzes Interview von Andre Schulz, Chefredakteur bei ChessBase war nur ein Hinweis in dieser Richtung. Wir hatten dann blendende Plätze in der ersten Reihe. Viel sehen konnte man von Ereignissen an den Brettern nicht, das Uhrensimultan (eine halbe Stunde pro Spieler) gegen zwölf (haben die wohl von unserem Promi-Simultan geklaut,

so was...) Gegner fand auf einer Bühne statt, und wir waren dann in etwa auf Augenhöhe mit den Brettern. Aber es wurde an DGT-Brettern gespielt, und auf großen Bildschirmen konnte man den Ereignissen beiwohnen.

 

Dann wurden einzeln die Gegner vorgestellt, die sich anscheinend über die Magnus-App qualifiziert hatten. Sie kamen aus mehreren Ländern, u.a. den USA; Norwegen, Spanien, Frankreich. Deutschland war mit einigen Jugendlichen vertreten, von denen vielleicht die deutsche U14-Meisterin Antonia Ziegenfuß die prominenteste Schachspielerin war. Noch prominenter war Arthur Abraham, früherer Box-Weltmeister im Mittelgewicht. Leider verspätete sich der und wurde durch eine Vertreter eines Sponsors ersetzt, aber später erschien der Boxer doch, was zu kleinen Jubelstürmen führen sollte. Insidern sollte auch Nils Ehlers ein Begriff sein, Spitzen-Beachvolleyballer in Deutschland. Und dann erschien er, der Meister... der Weltmeister. Magnus Carlsen, schwarzer Anzug, schwarze Schuhe, schwarze Socken, helles Hemd, sehr würdevoll. Das Interview mit Daniel King war recht kurz, und dann ging es los.

 

Völlig ruhig bewegte sich der Weltmeister von Brett zu Brett, überlegte kaum einmal. Vika war anscheinend etwas langweilig. Man schlug ihr vor zu fragen, ob sie nicht ein paar Fotos machen dürfe. Ja

klar durfte sie. Und so war sie die einzige, die neben den Profis nach besten Plätzen für die nächsten Fotos suchte, vor, hinter, neben und auf der Bühne. Ich bin mir sicher, sie lief auch einige male durchs Bild der Filmkamera. So recht fiel das aber nach einer Weile nicht mehr auf. Recht schnell wurde klar, dass die Gegnerschaft nicht unbedingt aus Superstars bestehen würde. Recht simple Eröffnungsfehler waren zu sehen; schnell waren einige Partien glasklar gewonnen, bald kam das erste matt (nach 8 Zügen!). Die meisten Gegner wurden recht schnell besiegt, am längsten hielten die jungen deutschen

Nachwuchsspieler durch. Aber auch diese hatten letztlich keine Chance. Endergebnis: 12:0.

Im Anschluss ging Magnus mit jedem Gegner die Partie insbesondere an den kritischen Punkten nochmals durch. Und hier lohnte es sich, aufzupassen. Eine Bauernstellung f7, f6, h6 ist weit schlechter als eine f7, f6, f7, weil ein Springer auf g6 in dem einen Fall ein stabiler Verteidiger ist, im anderen nicht. Läuferopfer auf h7 droht auch dann, wenn auf e7 der Verteidigungsläufer steht, weiß aber bereits h4 gespielt hat. Uralte Varianten im Zweispringerspiel mit dem Springeropfer auf f7 kamen aufs Brett. Magnus riet von der Variante als schwarzer ab, auch wenn massiv die Theorie versucht, die Variante zu

rechtfertigen. Eine witzige Bemerkung zu französisch: Das Land kenne er nicht, aber die Eröffnung sei gut. Daniel King lobte mehrfach die Eröffnung eines 10-jährigen, das Wolga-Gambit. Auch Carlsen spielte das früher und empfahl: unbedingt beibehalten. Dann entschwand Magnus, und ein Spiegel-Redakteur meinte, wir sollten noch bleiben, wir bekämen ein Gruppenfoto. Ich darf hinzufügen: wir und nur wir. Verrückt...

 

Nun erschien der andere Weltmeister: Arthur Abraham. Vika erkannte ihn sofort und war kaum noch zu halten. Nun ja, beide stammen aus Armenien, und als Arthur das erfuhr, bekam sie alles von ihm, na gut, fast alles. Zunächst spielte er eine Partie Schach, IM Trent war indes ein harter Gegner. Rechtzeitig einen Zug vorm dem matt rief Arthur Remis; und der IM reichte lächelnd die Hand. Anschließend der Kampf Arthur Abraham gegen Vika, auf der Bühne versteht sich. Auch hier entglitt dem früheren Boxer die Stellung. Gerettet wurde er durch das erneute Erscheinen des Schachweltmeisters: wiederum

remis also. Auch Magnus spielte Schach mit dem eisenharten Kämpfer. Nachdem er einen halben Figurensatz weniger hatte, erneut das deutliche: Remis;. Magnus stutzte, lächelte und reichte die Hand. Den Trick merk ich mir! ;-)

 

Und dann bekamen wir alle Autogramme vom Schachweltmeister. Und das Gruppenfoto! Und wer es nicht glaubt: Das Maskottchen Pingi war nicht nur auf meinem Arm, sondern auch auf dem von Daniel King, auch auf dem von Arthur Abraham, auch auf dem von Magnus Vater, auch auf dem von Magnus Carlsen persönlich.

 


Unfassbar, so viel Eindrücke in so wenigen Stunden... Man weiß gar nicht, ob man vor lauter Kopfschütteln noch niederknien kann oder soll oder doch nicht. Aber geträumt habe ich das alles nicht: es gibt Beweisfotos, und ich habe ein Autogramm vom aktuellen Schachweltmeister, dem vielleicht besten Schachspieler aller Zeiten, Magnus Carlsen.

Danke für dieses Erlebnis!

 

Egbert Hengst